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Die Erft - "der Mittellauf"

Der Mittellauf beginnt bei Flußkilometer 61 nahe Erftstadt-Bliesheim und und endet bei km 30 kurz hinter Bergheim-Glesch.

Die Kilometrierung von Flüssen beginnt immer an der Mündung und endet an der Quelle.
Nur der Rhein macht eine Ausnahme. Seine Kilometrierung beginnt an der Quelle und endet an der Mündung.

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Der Mittellauf ist der Bereich in der  die Erft fast parallel zum Rhein durch die Tiefebene zwischen Villerücken und Voreifel fließt. 
Zwischen Bliesheim und Brüggen fließt sie noch in weiten Schlingen im ursprünglichem Bett.
Das Erftgebiet ist eine seit der Antike besiedelte Kulturlandschaft. Seit den Rodungen im Mittelalter spülten Niederschläge Material von den ungeschützten Böden, das sich in der Niederung zu mächtigen Auenlehmschichten ablagerte. Zusammen mit dem Wasseraufstau zum Betrieb zahlreicher Mühlen veränderte dies das Gefälle der Erft. Die resultierende flächenhafte Versumpfung im Mittellauf gaben den Anlass zur großen Erftmelioration im 19. Jahrhundert, in deren Zug die Erftaue mit großem technischem Aufwand verändert wurde.

Auf der Höhe von Schoss Gymnich befindet sich das Wehr 1. Es ist der Beginn der Erftflutkanals. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts erforderte die großtechnische Gewinnung der Braunkohle ein weiträumiges Abpumpen des Grundwassers. Zum Ableiten dieses Sümpfungswassers, aber auch zum weiteren Hochwasserschutz wurde die Erft erneut ausgebaut. Zudem musste ihr Lauf mehrfach dem heranrückenden Tagebau weichen. Rückläufige Sümpfungswassereinleitungen erfordern in den kommenden Jahrzehnten eine Anpassung des Erftbetts an den künftig geringeren Abfluss. Die neuerliche Umgestaltung wird die Erft zu einem Gewässer entwickeln, das seinem ursprünglich natürlichen Zustand wieder näher kommt.  

Die Probleme der Erftniederung verschärften sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend. Es gab dafür mehrere Gründe. Durch den zunehmenden Bleibergbau bei Kommern und Mechernich gelangten große Mengen Sand über den Blei- und Rotbach in die Erft und setzten sich dort wegen der vielen Krümmungen und der trägen Fließgeschwindigkeit ab. Statt das Flussbett zu räumen wurden an den Mühlen die Staubalken höhergelegt und die Ufer kilometerweit oberhalb der Mühlen aufgewallt. Das Wasser sickerte durch die Dämme in die Niederung und durch die viel zu engen Flussprofile kam es vermehrt zu Überschwemmungen. Zwischen 1816 und 1855 gab es jeweils zur Erntezeit 7 große Hochwasser mit jeweils vollständiger Vernichtung der Heuernte. Ein weiteres Problem war das im Rheinland früher durchaus verbreitete Sumpffieber, einer Malaria, dessen Ausbreitung durch die nur noch in warmen Sommern trocken werdenden Wiesen in der Erftniederung unterstützt wurde.

Bliesheim

Schon ab dem siebten Jahrhundert wurde die Besiedlung des Erftgebiets allmählich dichter. Damit begann das Zeitalter der großen Rodungen mit weitreichenden Folgen. Niederschläge spülten seither Material von den ungeschützten Böden, das sich in der Niederung zu bis zu zwei Meter mächtigen Auenlehmschichten ablagerte und das Gefälle der Erft veränderte. Verbunden mit einem gezielten Wasseraufstau zum Betrieb der zahlreichen Mühlen führte dies zur Versumpfung des Erfttals und verheerenden Hochwässern. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die neue Genossenschaft zur Melioration der Erftniederung, der Vorläufer des heutigen Erftverbandes, eine großangelegte Aktion zur Trockenlegung und Regulierung der Erft. Wehre, Gräben und Kanäle, insbesondere der Erftflutkanal fangen seit dieser Zeit Hochwasser auf und beschleunigen dessen Abfluss. 

Bau des Erftflutkanals 1860-66
Nach dem von Wasserbau-Inspektor Grund ausgearbeiteten Plan wurde in sechs langen Jahren unterbrochen durch Prozesse, Planänderungen, massiven tätlichen Behinderungen durch die Bevölkerung und monatelangen Baustellenstilllegungen infolge schlechten Wetters der Erftflutkanal ausgehoben. Die Erdbauarbeiten erfolgten durch Tagelöhner unter Aufsicht von Baumeistern. 

Im Zuge der Erftmelioration und später durch die bergbauliche Absenkung des Grundwassers entstanden trockene, besiedel- und beackerbare Flächen. Damit wandelte sich die ehemals durch Grünland geprägte Erftniederung zur heutigen sehr fruchtbaren Ackerlandschaft.

Aufsehen erregte der Einsatz eines Dampfbaggers mit Antrieb durch eine Lokomobile. Das Projekt verschlang die stolze Summe von 475.655 Talern und war Ende 1867 abgeschlossen.

Das aufwändigste Bauteil der Gesamtmaßnahme war der an der tiefsten Stelle der Niederung angelegte durchgehende Flutkanal zwischen Kerpen-Brüggen und Bedburg-Blerichen. Bei einer gleich bleibenden Tiefe von 1,26m hatte der überwiegend wie mit dem Lineal gezogene und nur wenig Krümmungen aufweisende Kanal unterschiedliche Breitenmaße. Um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren waren auf dem Kanalgrund in unregelmäßigen Abständen Grundschwellen mit einer Höhe von 0,47m montiert.

Ado van de Filmchens

Das Aquädukt

Das Aquädukt über die Erft

Nachdem nach 1860 der Erftflutkanal im Zuge der damals so genannten „Melioration der Erft“ gebaut worden war, wurde die Kleine Erft mittels eines Aquäduktes über den Kanal geführt, um so die Mödrather Mühle weiter mit Wasser versorgen zu können. Dieses „Wasserstraßenkreuz“ existiert noch heute und ist eine besondere Rarität. Der Wasserlauf wird heute bei Hochwasser als Zulauf für den Retentionsraum (Wasserrückhalteraum zur Dämpfung von Hochwasserwellen) am Boisdorfer See genutzt.

Die Kleine Erft floss und fließt zunächst auf der linken Seite des Flutkanals vorbei an Schloß Gymnich und der Gymnicher Mühle, wechselte dann bei Mödrath durch ein Aquädukt die Kanalseite und fließt auf dem weiteren Weg vorbei an Horrem, Quadrath und Bergheim um bei Zieverich wieder in das Bett des Flutkanals zu münden.

Schloss Türnich

Anfänglich ein Lehen des Essener Damenstifts, wechselte die Herrschaft zu den Herzögen von Jülich, welche die damalige Burg an die Familie von Haas verlehnte. Von ihr gelangte sie in den gemeinsamen Besitz der Familien von Palant und von Rolshausen. Letztere wurde 1707 alleinige Besitzerin. Carl Ludwig Anton von Rolshausen ließ in der Zeit ab 1757 einen spätbarocken Neubau im Stil französischer Lustschlösser errichten.

In den späten 1790er Jahren ließ er einen Landschaftsgarten im englischen Stil hinzufügen ließ. Dieser wurde nach Übergang des Schlosses an die Familie der Grafen von und zu Hoensbroech noch einmal verändert und erweitert. Mit dem Bau einer neuen Schlosskapelle und eines neuen Torbaus fanden die Bauarbeiten in Türnich ihren vorläufigen Abschluss. 

Die Anlage liegt in den Erftauen am Rande des mittlerweile renaturierten Braunkohletagebaus Frechen und gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Familie von und zu Hoensbroech.

Stiftskirche in Bad Münstereifel

Der Villestollen

Der Villestollen hat eine ganze Reihe von Problemen für die Ende der 50er Jahre neu entstehenden Tagebaue Frechen und Fortuna-Garsdorf gelöst.
Der Stollen ist auch heute noch sehr wichtig, um Sümpfungswasser aus dem Tagebau Hambach

 an der Erft vorbei über den Randkanal in den Rhein zu leiten. Vor allem wenn die Erft Hochwasser habe, sei das unumgänglich. Schon 1956 mussten sehr große Wassermengen abgeschlagen werden, dazu reichte die Erft allein nicht. Dazu brauchte man den Randkanal.

Freiarche Zieverich

Die Zievericher Mühle ist noch mit einem jener als „Freiarche“ bezeichneten Wehre ausgestattet, die für die Zeit vor der Melioration typisch waren für die Wasser- und Mühlentechnik an der Erft.
Dieses hölzerne Ständerwehr ist  in die Denkmalliste eingetragen.
Der Mühlenkolk hinter dem Wehr und die Umflut um die Paffendorfer Mühle sind auch Teil des Denkmals. 

Mit dem Erftabschnitt zwischen Zieverich und Paffendorf ist eine Situation erhalten geblieben, die sehr weitgehend noch der zwischen 1860 und 1866 ausgeführten Erftmelioration in Planung und Realisation entspricht.ließ er einen Landschaftsgarten im englischen Stil hinzufügen ließ. Dieser wurde nach Übergang des Schlosses an die Familie der Grafen von und zu Hoensbroech noch einmal verändert und erweitert. Mit dem Bau einer neuen Schlosskapelle und eines neuen Torbaus fanden die Bauarbeiten in Türnich ihren vorläufigen Abschluss. 

Stiftskirche in Bad Münstereifel

Absetzbecken Bedburg

Das Aquädukt über die Erft

Zum Betrieb der Zuckerfabrik Elsdorf „Pfeifer & Langen“ gehörte immer eine eigene Kläranlage für Rübenschwemm- und Waschwasser. Diese befand sich in Bergheim-Glesch. Hier konnte sich der mit Wasser vermischte Ackerboden von der Rübenwäsche absetzen. heute ist es ein Naturschutzgebiet.

Fast 200 Vogelarten wurden bis Ende 2002 hier festgestellt, Limikolen, verschiedene andere Wasservogelarten
und in den Randbereichen auch Singvögel, sowie Amphibien, Schmetterlinge, Hautflügler, Füchse, Rehe, Wildschweine und Nutrias.
Als 2008 die Zuckerfabrik die Rübenverarbeitung einstellte, sollten auch die zwei Notbecken abgebaut werden, obwohl diese außerhalb des Abbaugebietes lagen. Das konnten Naturschützer des NABU und die untere Landschaftsbehörde des Rhein-Erft-Kreises verhindern. Nach Gesprächen mit der Zuckerfabrik übergab die Zuckerfabrik
im Jahre 2009 die Teiche dem NABU.

Das Becken liegt innerhalb eines etwa 800 m breiten sanften Tals der hier wenig gegliederten Plattenlandschaft. Im Durchlassbauwerk der Erft sind der Betriebsauslass und die Hochwasserentlastung vereint. Das Einlaufbauwerk besteht aus zwei nebeneinander und auf gleicher Höhe liegenden Durchlässen mit einem Fließquerschnitt von je b = 4 m und h = 2 m sowie einer Länge von 8,85 m.

Das Hochwasserrückhaltebecken wurde in der Zeit von 1979 bis 1983 errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte im Jahre 1984. Es dient dem Hochwasserschutz der mittleren und unteren Erft. Vor allem für Weilerswist und Erftstadt

leben und leben lassen, jeder nach seiner Fasson